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Interview mit den Schöneberger Instrumentebauern (Teil 1)


Klavierbauer Andreas Schneider (AS) und Orgelbauer Tobias Herold (TH) geben Antworten zu Ihrem Beruf und auf die Frage warum Tasteninstrument nicht gleich Tasteninstrument ist.

Was hat dich dazu bewegt diesen Beruf zu ergreifen?
AS: Als 15-jähriger war mir klar Handwerk in Kombination mit Musik wäre toll. Ich wollte ursprünglich einen Praktikumsplatz als Klavierbauer haben um da mal „reinzuschnuppern“. Der Chef sah mich, bot mir sofort einen Ausbildungsplatz an und ich unterschrieb. Somit habe ich noch nie eine Bewerbung geschrieben.
TH: Ich spiele seit meinem 6. Lebensjahr Klavier und 4 Jahre später fing ich mit dem Orgelunterricht an.
Ich bin also mit diesen Instrumenten mehr oder weniger aufgewachsen. Als dann der Zeitpunkt kam eine Berufswahl treffen zu müssen, war für mich zuerst klar, dass es etwas praktisches sein muss.
Aus diversen Überlegungen entstand dann die Idee, der für mich optimalen Kombination von Handwerk und „meinem“ Instrument.

Ist es ein Traumberuf?
AS: Definitiv JA bei Selbständigkeit, da immer wieder neue Herausforderungen kommen. Täglich neue Akustikverhältnisse, Problembehandlungen, andere Menschentypen, neue Gegenden (zum Teil weit im Land Brandenburg).
TH: Für mich ja. Es ist einer der abwechslungsreichsten Berufe überhaupt. Allein die verschiedenen Handwerke, welche in diesem Beruf integriert sind...
Man muss diesen Beruf mit all seinen verschieden Facetten aber auch wirklich mögen um ihn dauerhaft ausüben zu können.

Wie kann man diesen Beruf erlernen? Wie lange dauert die Ausbildung?
AS: Indem man einen Ausbildungsplatz als Klavierbauer & Stimmer hat und alle Fertigkeiten im Handwerk sich aneignet und letztendlich die Abschlussprüfung besteht. Die Ausbildungszeit beträgt 3,5 Jahre und die Berufsfachschule ist, wie im Orgelbau, in Ludwigsburg.
TH: Man benötigt einen Ausbildungsplatz, jede Menge Motivation und handwerkliches Geschick und am Ende den Erfolg bei der Gesellenprüfung.
Die praktische Ausbildung findet im Ausbildungsbetrieb statt und die theoretischen Kenntnisse werden in der einzigen Berufsschule Deutschlands, für diese beiden Berufe, in Ludwigsburg (20km nördlich von Stuttgart) vermittelt.
Die Ausbildung dauert 3,5 Jahre wovon 6 mal 4-7 Wochen Blockunterricht in Ludwigsburg stattfinden.
Bis man aber überhaupt erstmal einen Überblick der verschiedensten Tätigkeiten in diesem Beruf erlangt hat, vergehen insgesamt bestimmt 6-8 Jahre

Benötigt man besondere Kenntnisse/ Fähigkeiten?
AS: Von der Schule kommend hat man da fast keine (Vor-)Kenntnisse, Übung und Geschick in der Praxis und beim Stimmen muss man sich erarbeiten. Das perfekte Gehör ist eine Grundvoraussetzung, reicht aber noch nicht, denn jeder Flügel- Klavierhersteller lässt sich anders stimmen. Also nach tausenden von gestimmten Instrumenten wird man routinierter und schneller. Das trifft auch auf Reparaturen an Mechaniken zu.
TH: Ein gewisses Verständnis von Musik, Klängen und Klangfarben, handwerkliches Geschick sowie eine offene und freundliche Art, da man ja häufig im direkten Kontakt zum Kunden (Organisten, Kantoren, Pfarrer, ...) steht, wären schon von Vorteil.
Das Orgel- oder Klavierspielen muss man nicht beherrschen auch wenn es ein Vorteil wäre. :)

Könntet Ihr euch auch einen anderen Beruf vorstellen? Wenn ja welchen?
AS: Nur schwer, ich bin inzwischen einschließlich der Ausbildungszeit fast 38 Jahre in diesem Beruf tätig.
TH: Insgesamt bin ich seit gut 11 Jahren in diesem Beruf tätig und kann mir nur schwer vorstellen in einem anderen Beruf tätig zu sein.

Teil 2 (Ausgabe August 2016)

02.07.2016
C.G.
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