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Interview mit Tobias Heinrich


Sind Sie zufrieden mit der Entwicklung des Chores seit der Fusion?

Allgemein gesagt JA. Rückblickend auf das erste Halbjahr der gemeinsamen Arbeit kann man mit der Entwicklung in zwei Bereichen besonders zufrieden sein. Der eine Bereich ist das Zusammenwachsen der Chöre aus drei Gemeinden mit einem „fremden Dirigenten“. Soweit ich das beurteilen kann herrscht heute eine angenehme Atmosphäre im Chor. Dies äußert sich vorrangig in den Proben, wo konzentriert gearbeitet, aber auch mal entspannt gelacht wird. Außerdem haben wir ständig Neuzugänge, die zu mir kommen und sagen, dass sie auch mitsingen möchten.
Der zweite Bereich ist die musikalische Entwicklung. Arbeit am Chorklang ist immer ein langfristiger Prozess und mir war von vornherein klar, dass ich nach sechs Monaten, gerade bei der Größe des Chores, noch keinen vollendet homogenen Gesamtklang haben werde. Aber es ist ja auch viel schöner, wenn man langfristig große Ziele verfolgen kann. Ein erster schöner Anstoß war das gemeinsame Konzert mit dem Orchester, wo der Chor sehr schön musiziert hat.

Gab es für Sie Veränderungen im Vergleich zum letzten Kirchenchor, den Sie geleitet haben?

Ja natürlich. Jeder Chor ist anders und hier fällt auf jeden Fall die Größe des Chores ins Gewicht. Wesentlich mehr Organisation und Planungsarbeit ist das Eine, veränderte musikalische Arbeit das Andere. Auf Grund der langen Zeit, die ich in Mariendorf dirigierte, waren schon viele Automatismen da, die gesundes Singen und guten Chorklang garantieren. Ich habe hier in Schöneberg bewusst an nur zwei Schwerpunkten in den letzten Monaten gearbeitet, nämlich Atmung und Aussprache. Wenn die Sänger das noch mehr verinnerlicht haben wenden wir uns weiteren Dingen wie z.B. Intonation und Vokalfärbung zu.

Welche Ziele haben Sie in diesem Jahr noch mit dem Chor?

Im zweiten Halbjahr wird es zum Erntedankfest und zum 4.Advent Musikgottesdienste geben, an denen der Chor verstärkt beteiligt sein wird. Das sind zwei wichtige Termine auf die sich das Übungsprogramm ausrichten wird.
Musikalische Ziele bleiben vor allem ein einheitlicher und was Dynamik, Artikulation und Tempo betrifft, ein wesentlich flexiblerer Gesang als es bisher der Fall war. Ziel ist es auch neue, den Sängern unbekannte Chorliteratur zu erarbeiten um da auch für eine Erweiterung des Repertoires zu sorgen.

Wie schätzen Sie das Potential des Chores ein?

Das Potential ist schon aufgrund der Chorgröße riesig. Jedoch ist es oft leichter in kleinen Chören an das Potential heranzukommen, weil in großen Chören immer der Gedanke im Hinterkopf ist: „Auf mich kommt es ja nicht so sehr an“. Wir werden vor allem dann viel davon ausschöpfen können, wenn die Begeisterung für die Inhalte der Lieder, für die Musik, aber auch für eine eigene stimmliche Weiterentwicklung bei jedem Sänger vorhanden ist. Das heißt auch für jeden sich mit Engagement am Einsingen und den Stimmbildungsübungen zu beteiligen. Die Verbindung von Körper und Stimme, also wirklich den ganzen Körper als Instrument wahrnehmen, ist längst noch nicht jedem bewusst.

Sind Sie zufrieden mit der Beteiligung der Sänger an den Übungsstunden?

Damit bin ich in der Tat sehr zufrieden. Und die zumeist voll besetzten Reihen des Chores in den Proben geben natürlich viel Hoffnung für eine positive Weiterentwicklung. Außerdem erlebe ich dadurch Motivation zu jeder Probe gut vorbereitet und mit vollem Programm zu erscheinen, um diesem Einsatzwillen der Sänger auch das Entsprechende zurück zu geben.

Was wünschen Sie sich von den Sängern?

Bevor ich zu meinen Wünschen komme an dieser Stelle erst einmal ein herzliches Dankeschön von mir an jeden einzelnen Sänger für die freundliche Aufnahme und das Engagement eines jeden der seinen Teil zum „Gemeinschaftserlebnis Chor“ beiträgt.
Das wäre auch gleich mein erster Wunsch, dass das so bleibt. Ansonsten würde ich mir noch viel öfter den begeisterten Ausdruck in den Augen der Sänger wünschen, was es doch für ein freudiges Gefühl ist Gott durch Musik zu loben. Das wäre mein Wunsch, dass im Moment des Singens jeder wirklich diesen Text lebt und mit Überzeugung darbietet. Das ist, neben aller Suche nach musikalischer Vollkommenheit, immer noch der direkteste Weg die Zuhörer in der Seele zu berühren.


Wir danken für das Gespräch.

31.05.2007
Redaktion
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