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Gemeindeübungsstunde vom 27.01.2007

Am 27.01.2007 hatte unser Hirte Petrusch zu einer gemeinsamen Übungsstunde eingeladen. Ziel war es, den Gemeindemitgliedern die Möglichkeit zu bieten, stark veränderte und neue Gesangbuchlieder kennen zu lernen und sich dann beim Singen im Gottesdienst mehr auf den Text als auf die Melodie konzentrieren zu können. Geleitet wurde die Übungsstunde von unserem Dirigenten Tobias Heinrich, der sich hierfür mit den Organisten Dominik Härtel, Michael Berlik und Mario Layher abgesprochen hatte. Nachdem der Älteste Jeßke die Übungsstunde mit einem Gebet begonnen hatte, erklärte uns der Dirigent, wie er sich den Ablauf vorgestellt hatte: Er hatte acht Lieder vorbereitet und nach Komponist bzw. Texter sortiert. Zunächst sollten wir die Lieder von der Orgel im Ganzen hören, anschließend nur die Melodie bis zu einer bestimmten Stelle und dann sollte alle mitsingen. Damit die Gemeinde nicht nur die Lieder singen kann, sondern auch etwas über diejenigen weiß, denen wir sie zu verdanken haben, erzählte uns Bruder Heinrich zwischen den Liedern immer wieder etwas über ihr Leben. Den Anfang machte ein Jubilar. Am 12.März 2007 ist der 400. Geburtstag von Paul Gerhardt. Er war im Kurfürstentum Sachsen geboren und ging um 1643 an die Nikolaikirche in Berlin. Die Stadt war zum damaligen Zeitpunkt durch den Dreißigjährigen Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen und so war die seelsorgerisch Arbeit Gerhardts von hoher Bedeutung. Nachdem er einige Jahre in Mittenwalde (südöstlich von Berlin) gelebt hatte, wurde er im Mai 1657 als zweiter Diakon an die Nikolaikirche zurückgeholt. Später ging er nach Lübben, wo er am 27. Mai 1676 in seinem 70. Lebensjahr verstarb. Von Paul Gerhardt sind heute noch 139 deutsche Liedteste und Gedichte, sowie 15 lateinische Gedichte bekannt, die unter anderem von Johann Crüger, Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn-Bartholdy vertont wurden. Seine eher einfache Herkunft zeigt sich auch in seinen Werken, in denen er trotz Schicksalsschlägen Zufriedenheit, Geduld und Gottvertrauen zum Ausdruck bringt. Viele seiner Texte finden sich im neuapostolischen Liedgut wieder, z.B. „Ich bin ein Gast auf Erden“ (CM 61), „Befiehl du deine Wege“ (GB 146), „Du, meine Seele, singe“ (GB 257), „Ich singe dir mit Herz und Mund“ (GB 258), „Sollt ich meinem Gott nicht singen“ (GB 259), „Nun ruhen alle Wälder“ (GB 323) oder „O Haupt voll Blut und Wunden“ (GB 43). Eingeübt wurden dann „Lobet den Herren alle, die ihn ehren“ (GB 151) und „Warum sollt ich mich denn grämen“ (GB 152). Anhand des Liedes „Wohl mir, dass ich Jesum habe“ (GB 350) machten wir uns nicht nur mit einem weiteren neuen Lied, sondern auch mit der gängigen Choralform vertraut ( der erste Melodieteil wird wiederholt und der sich anschließende dritte Teil ist alleine genauso lang wie die beiden ersten zusammen). Mit den Lieder „Schmücke dich, o liebe Seele“ (GB 94a) und „Jesu, meine Freude“ (GB 153), trafen wir erneut auf Johann Crüger. Dem 1598 in Groß Breesen bei Guben geborenen, sorbischstämmigen Komponist haben wir viele bekannte Kirchenlieder zu verdanken. Er kam mit 24 Jahren nach Berlin und war von 1622 bis zu seinem Tod 1662 Lehrer am Gymnasium „Zum grauen Kloster“ und Kantor an der Nikolaikirche in Berlin. Dort lernte er auch Paul Gerhardt kennen, von dem er einige Texte vertonte. Johann Crüger brachte 1640 das bedeutendste Kirchenliederbuch des 17. Jahrhunderts „Praxis pietatis melica“ (Übung der Frömmigkeit in Gesängen) heraus. Die Texte der beiden oben genannten Lieder (GB 94a, 153) stammen von Johann Frank. Er war, genau wie J. Crüger, in Guben geboren, allerdings 20 Jahre später, nämlich am 1. Juni 1618. Johann Frank schuf 110, vor allem geistliche Lieder, die auch heute noch zu großen Teilen in den deutschen Kirchengesangbüchern zu finden sind. Für alle Chorsänger hier eine kleine Anmerkung zum Lied „Jesu, meine Freude“: Im Chorgesangbuch hat sich ein Fehler eingeschlichen. Auf der dritten Seite im ersten Takt, (1. Strophe „Bräutigam“) wird die erste Note Punktiert, die zweite ist dafür nur eine Achtel (wie im Tenor). Das nächste Lied war „Jauchzt, alle Lande“ (GB 270), was sich als besonders kompliziert erwies, da ein steter Taktwechsel bei vielen verhinderte, dass das Lied so richtig „ins Ohr“ ging. Aber mit ein bisschen Üben gewannen die meisten Sicherheit beim Singen. „Nimm unser Herz gefangen“ war unser vorletztes Lied. Die Melodie stammt von Johann Michael Haydn. Er wurde am 13. September 1737 in Niederösterreich geboren und starb 1806 in Salzburg. Wie einige beim Lesen des Nachnamens sicher schon vermutet haben, war er der jüngere Bruder von dem deutlich bekannteren Joseph Haydn. Johann Michael Haydn war mit Mozart befreundet und Lehrer von Carl Maria von Weber. Den krönenden Abschluss bildete „Die Himmel rühmen“ (GB 265), dessen Text von Christian Fürchtegott Gellert und dessen Melodie von Johann Joachim Quantz stammen. Christian Fürchtegott Gellert wurde am 4. Juli 1715 in Hainichen in ärmlichen Verhältnissen als fünfter Sohn einer Pastorenfamilie geboren. Bis zu seniem Tod am 13. Dezember 1769 in Leipzig schrieb er mehrere noch heute bekannte Kirchenlieder, wie zum Beispiel „Gott ist mein Lied“ (GB 266, CM 228), „Gott, deine Güte reicht so weit“ (GB 169, CM 154). „Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht“ (GB 267) und das oben erwähnte „Die Himmel rühmen“, was nicht nur im Gesangbuch, sondern auch in Chormappe (221, vertont von Ludwig van Beethoven) zu finden ist. Johann Joachim Quantz, der die Melodie der Gesangbuchversion von „Die Himmel rühmen“ geschrieben hat wurde am 30.Januar 1697 in Scheden bei Hannover geboren. Bekannt wurde der Flötist als Flötenlehrer von Friedrich dem Großen an dessen Hof er bis zu seinem Tod am 12. Juli 1773 blieb. Bei Flötisten ist er vor allem durch seine 200 Flötensonaten und etwa 300 Flötenkonzerte bekannt. Nach einer Stunde mit vielen interessanten Informationen und acht neuen Lieder, beendete der Älteste die Stunde wieder mit einem Gebet. Zuvor hatte er uns von einem Buch erzählt in dem die besondere Wirkung der Musik insbesondere auf die Seele geschrieben wurde. Diesen Gedanken gab er uns mit verbunden mit dem Wunsch, dass es bei uns doch auch immer so sein möge.


29.01.2007
Laura Schulze
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Quelle: www.nak-schoeneberg.de/news-gemeinde/10
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