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Die Reise nach Jerusalem oder wie wir auf den Spuren Jesu wandelten

Die Reise nach Jerusalem oder wie wir auf den Spuren Jesu wandelten

Die Reise nach Jerusalem oder wie wir auf den Spuren Jesu wandelten

Mitte September fliegen wir als eine kleine 3-Frauen-1-Mann-Reisegruppe Richtung Israel. Wir landen in Tel Aviv, inmitten von Palmen, Wüste und ziemlich großer Hitze. Der Sommer, der sich in Berlin langsam verabschiedet, steht hier noch in voller Pracht. Mit einem Mietwagen fahren wir nach Jerusalem, jener geschichtsträchtigen Stadt, von der seit Jahrhunderten berichtet wird und die für die 3 Weltreligionen gleichermaßen eine große Bedeutung hat. Unsere Unterkunft befindet sich getreu dem Motto „mittendrin statt nur dabei“ direkt in der Altstadt im arabischen Viertel an der „Via Dolorosa“. Die Altstadt von Jerusalem, die komplett von einer Stadtmauer umschlossen ist, teilt sich in 4 verschieden geprägte Viertel auf. Das armenische, arabische, christliche und jüdische Viertel. Außerhalb der Altstadtmauern „tobt“ Neu-Jerusalem, eine moderne Stadt, die in den großen Einkaufsstraßen kaum von einer europäischen Großstadt zu unterscheiden ist. Nur die Kippas auf den Köpfen vieler Leute, die Maschinengewehre an der Hüfte von extrem jungen Menschen und einige in orthodoxer Kluft gekleidete Juden erinnern an das fremde Land, in dem wir uns befinden. Und natürlich die Sprache, Hebräisch. Aber da die Israelis alle ein tolles Englisch sprechen, ist auch das kein Problem.

Die Jerusalemer Altstadt beherbergt einen besonderen Zauber. Sie wirkt wie eine Parallelwelt, wie eine Unterstadt, die eine besondere Wirkung hat. Die Händler, die mehr oder weniger aufdringlich ihre Ware feil bieten am Tage und die geheimnisvoll beleuchteten Gassen bei Nacht, wenn kaum ein Mensch zu sehen ist. Der Unterschied könnte kaum größer sein. Wir sind begeistert und versuchen die betörende Stimmung auf Fotos einzufangen. Doch wie so oft können Fotos nur einen Abklatsch dessen zeigen, was das menschliche Auge wahrgenommen hat.
Die nächsten Tage entdecken wir so viel wie möglich von dem biblischen Reichtum, den die Stadt zu bieten hat. Direkt um die Ecke sind die Überreste des Teichs Bethesda, in einer anderen Ecke der Altstadt die Grabeskirche über dem vermeintlichen Grab Jesu, ein Stück weiter der Berg Moriah und noch weiter der Ölberg mit dem Garten Gethsemane. Kann das der Verstand fassen? All die Orte, von denen die Bibel berichtet, natürlich über die Jahrtausende verändert, aber durch die karge Landschaft und die religiöse Wichtigkeit doch erhalten.

Zu dem allgemein bekannten Grab Jesu und der von den meisten anerkannten „Schädelstätte“ hat sich eine zweite Stätte gesellt. 1867 wurde ein weiteres Felsengrab entdeckt, mit einer Rinne davor, in der man prima einen Stein rollen könnte. In nächster Nähe befindet sich ein kleiner Fels, der damals noch mehr und heute mit etwas Fantasie dank seiner höhlenartigen Einbuchtungen an einen Schädel erinnert. Golgatha, „Schädelstätte“...eine Straße Richtung Damaskus führte dort entlang, es gab wohl dort damals schon einen Garten (vgl. Stelle aus Bibel mit Gärtner Jesus). Hier ist es ruhiger, die Engländer haben einen schönen Garten angelegt und pflegen diesen ehrenamtlich. Wir streifen hindurch und sehen uns den Felsen an. Als wir zu dem Grab kommen, ist kein Mensch dort. Es ist ganz still, wir sind völlig alleine. Zum ersten Mal werden wir ganz bedächtig, eine Ehrfurcht erfasst uns vor diesem Ort. Wir bekommen Gänsehaut und uns steigen Tränen in die Augen. Ruhe, den Ort auf sich wirken zu lassen. Die Vorstellung, vielleicht wirklich an dem Grab Jesu zu stehen, die gleichen Felswände zu berühren, die damals seine Freunde berührten.....wortwörtlich unfassbar. Wir stehen einige Minuten ganz ruhig im Grab. Erst als wir es wieder verlassen und ein paar Schritte gegangen sind, kommen uns plötzlich mehrere geführte Reisegruppen entgegen. Glück oder Zufall, dass wir dort diesen eindrücklichen Moment ganz für uns im Grab hatten? Wer weiß....
Die Engländer erheben keinen Anspruch darauf, dass das „Garden Tomb“ möglicherweise genauso das wahre Grab Jesu sein könnte, wie jenes unter der Grabeskirche. Unaufdringlich wie der Ort selbst kann sich jeder seine Meinung bilden, der möchte. Aber als wir wenig später die Grabeskirche betreten und sich in dem prunkvollen Gebäude mit riesigen Wandmalereien und tausend Kronleuchtern die Menschen drängen, kommt keinerlei Besinnlichkeit auf.

Jerusalem ist für alle Religionen wichtig. Ein wahrer Schmelztiegel für Pilger aller religiösen Strömungen, die ihren Glauben hier teils sehr laut, teils sehr leise leben. Die Grabeskirche, die auf dem Berg Golgatha errichtet worden sein soll und auch ein Grab bedeckt, welches man ebenfalls besichtigen kann, ist ein wichtiger Pilgerort für die Christen. Der Tempelberg mit der Al-Aqsa-Moschee und dem Felsendom zieht Muslime aus aller Welt an und für die Juden ist natürlich der gesamte Staat, aber besonders auch die Klagemauer von Bedeutung. Jeder hat sein Interesse an Jerusalem und jeder wartet auf einen Messias, der vom Ölberg aus durch das goldene Tor nach Jerusalem kommen und zunächst die Toten und dann die lebenden Menschen zu sich nehmen wird. Vielleicht ist es vermessen, vielleicht aber auch nicht, zu denken, dass wir alle an denselben Gott glauben und auf denselben Messias warten?


17.10.2019
L.W.
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Quelle: www.nak-schoeneberg.de/news-gemeinde/424
Bildergalerie zum Beitrag (17.10.2019)


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