News-Archiv Musiker

20 Jahre Frauenchor

20 Jahre Frauenchor

20 Jahre Frauenchor

Es begann alles, wie vieles andere auch, ganz klein; man möchte sagen: Im Wohnzimmer.

Anfang des Jahres 1989 waren vier Schwestern auf der Suche nach noch vorhandenem Notenmaterial des ehemaligen Mädchenchors. Der Berliner Mädchenchor, als Teil des Schulchores, war nach dem Bau der Berliner Mauer in West-Berlin nicht mehr gepflegt worden. So wurde auch Bruder Härtel nach Notenmaterial gefragt und er konnte noch vier vergilbte Notenblätter finden. Im Laufe des Jahres 1989 änderten sich die politischen Verhältnisse und es war möglich, die im ehemaligen Ost-Berlin noch vorhandene und genutzte Mädchenchormappe zu erhalten. Nun begann eine regelmäßige Übungsarbeit mit den besagten Schwestern. Die Übungsstunden fanden das Interesse weiterer Schwestern, so dass innerhalb kurzer Zeit der Frauenchor auf acht Schwestern angewachsen war. Die Übungsstunden fanden und finden noch immer 14-tägig sonntags nach dem Gottesdienst statt. Nachdem die ersten Lieder erarbeitet waren, erhob sich die Frage nach einem Vortragstermin. Ende des Jahres 1990 feierte die Gemeinde Schöneberg ihr 100-jähriges Bestehen und somit bot sich dieser Termin als Vortragspremiere an. Vorgetragen wurde das Lied „Drüben am Ufer“, komponiert von Bruder Günter Brücher. Dieser Vortrag war für weitere Schwestern Anlass, sich dem Frauenchor anzuschließen, so dass sich der Chor auf zwölf Schwestern vergrößerte. Nachfolgend fanden Vorträge des Frauenchores überwiegend zu Konzerten, Gottesdiensten für Entschlafene, zu Apostelgottesdiensten, an Muttertagen, zu Seniorenkaffees sowie zu Advent und Weihnachten, aber auch zu ganz „normalen“ Gottesdiensten statt.

Wie alles Neue (obwohl doch ganz alt) wurde auch der Frauenchor zu Beginn etwas argwöhnisch betrachtet. Will sich dort jemand profilieren? Entsteht hier ein „Konkurrenzchor“ zum Althergebrachten? Im Laufe der Zeit, speziell nach der Wiedereingliederung der West-Berliner Gemeinden in die Gebietskirche Berlin-Brandenburg, legten sich anfängliche Vorbehalte.

Trotz aller Übungsarbeit ließ sich aber auch manche „Panne“ nicht vermeiden. So wurde anlässlich eines Gottesdienstes ein Lied vorgetragen, das von der Orgel begleitet und immer wieder durch Zwischenspiele unterbrochen wurde. Nach einem solchen Zwischenspiel vergaß der Dirigent den Einsatz für den Frauenchor anzuzeigen. Die Orgel spielte munter weiter. Blankes Entsetzen war auf den Gesichtern der Sängerinnen zu sehen. Zudem schlug auch noch das Herz des Dirigenten viel schneller als der Takt. Der Organist behielt zum Glück die Nerven und begann das Stück wieder von vorne, obwohl es keine zweite Strophe gab. An der vorher verpassten Stelle setzte der Chor wieder ein, das Lied wurde zu Ende gesungen und alles war „chic“. Falls es jemand bemerkte, hat er sich hinterher vornehm zurückgehalten.

Bezirksapostel Schröder hielt einmal einen Gottesdienst für Betreuungsreisende in der Gemeinde Schöneberg. Vor dem Gottesdienst sang der Frauenchor ein Lied, das offensichtlich nicht sehr bekannt war, denn hinterher bat ein Vorsteher, ob er die Noten davon erhalten könne. Diese Bitte hat Freude ausgelöst, denn es war ein Zeichen, auf dem „richtigen Weg“ zu sein.

Der Frauenchor verstand sich nie als „Elitechor“, sondern bot einigen Schwestern, die wegen ihrer damaligen Kleinkinder nicht im gemischten Chor mitwirken konnten, die Möglichkeit weiterhin zur Ehre Gottes zu singen. Diese Aufgabe übernahmen die Schwestern zusätzlich zur übrigen Musikarbeit. Bisher konnten ausgeschiedene Sängerinnen durch entsprechende Zugänge ersetzt werden.

Nach der Fusion im Jahre 2006, bei der mehrere Einrichtungen der Gemeinden nicht fortgesetzt wurden, konnte der Frauenchor trotz zunehmender Schwierigkeiten Nachwuchs zu bekommen bis heute erhalten bleiben.

Der Frauenchor hat sich zum Ziel gesetzt, Lieder von Herz zu Herz zu singen. Aus zahlreichen Rückmeldungen nach Vorträgen ist dieses Ziel erreicht worden. Da der Frauenchor nie zu groß werden kann, wäre es wünschenswert, diese Institution auch für die Zukunft zu erhalten. Dazu mag unser himmlischer Vater seinen Segen geben.


31.10.2010
Red.
2.192



Quelle: www.nak-schoeneberg.de/news-musiker/202



Übersicht: News-Archiv Musiker 2010