Chronik Gemeinde Schöneberg

In der Markusstraße im Osten Berlins befand sich 1890 die erste Gemeinde, in der sich die Geschwister aus Berlin und Umgebung versammelten. Man ging nun daran, auch in Schöneberg Gottesdienste zu halten, um den Geschwistern den weiten Weg zu ersparen und gründete die Gemeinde Berlin II.

Die Gottesdienste fanden in der Wohnung neuapostolischer Geschwister in der Steinmetzstraße 46 jeden Mittwochabend statt. Ein Priester aus der Gemeinde Berlin 1 bediente die kleine Schar, die zunächst aus sechs Seelen bestand. Unter ihnen befand sich auch der spätere Apostel Oehlmann.
Schöneberg war zur damaligen Zeit ein Ausflugsziel, welches man im gemütlich schaukelnden Kremser erreichen konnte. In der Mitte des Dorfes zog sich die liebliche Dorfaue hin, und rechts und links davon lugten die schmucken Häuser der Schöneberger Millionenbauern aus dem Grünen.
Da natürlich auch fleißig Gäste zu den Zusammenkünften geladen wurden, reichte 1892 die enge Stube nicht mehr aus, und man mietete auf dem Hof eines Fabrikgebäudes in der Dennewitzstraße einen anspruchslosen Raum, in welchem sich zunächst 25 Seelen versammelten.

Ab 1893 diente in der nunmehr selbständigen Gemeinde Schöneberg Priester Friedrich Wendt aus der Kleinen Markusstraße als Vorsteher.
In dieser Zeit entstand auch der erste Berliner Gesangchor.
Schon 1895 bezog die ca. 100 Seelen starke Gemeinde in der Merseburger Straße 3 einen größeren Fabrikraum. Der Vorsteher Wendt empfing hier das Hirtenamt. Im Jahre 1900 musste für die inzwischen ca. 300 Seelen starke Gemeinde in der Kolonnenstraße 56 ein geräumigerer Fabriksaal angemietet werden.
Hirte Wendt ging 1901 als Vorsteher nach Charlottenburg; sein Nachfolger war der neu eingesetzte Hirte Hermann Otto, der die Gemeinde bis 1905 leitete und dann, dem Ruf des Apostels Niemeyer folgend, nach Australien auswanderte.
Am 16. Dezember 1906 empfing der Priester August Walter das Evangelistenamt und gleichzeitig den Auftrag, Vorsteher der Gemeinde zu sein. Ein Jahr später wurde er Bezirksältester und diente 30 Jahre als Bezirksvorsteher.
Trotz der vielen abgezweigten Gemeinden wuchs die Gemeinde Schöneberg unaufhörlich weiter, so dass in den zwanziger Jahren der Kirchensaal in der Kolonnenstraße die Gläubigen nicht mehr fassen konnte, denn sie war auf über 700 Seelen angewachsen. Apostel Lax beschloss nun, der Gemeinde Schöneberg eine Kirche zu bauen. Dieser Plan zog sich aber noch etliche Jahre hin, bis dann am 12. August 1928 die Kirche in der Erfurter Straße 12 eingeweiht werden konnte. Alle Herzen waren voller Freude und Dankbarkeit, denn der Kontrast zu der bisherigen Versammlungsstätte war sehr groß. Der Bezirksälteste Walter leitete die Gemeinde noch zehn Jahre, bis er 1937 im Alter von 68 Jahren in die Ewigkeit ging.
Der Gemeindeälteste W. Heilscher aus der Gemeinde »Ost« trat seine Nachfolge an.

Einen schweren Schlag erlitt die Gemeinde Schöneberg, als im Jahre 1943 das Kirchenlokal durch Bomben so stark beschädigt wurde, dass keine Gottesdienste mehr abgehalten werden konnten. Die Geschwister fanden in der Gemeinde Wilmersdorf freundliche Aufnahme. 1945 verlor die Gemeinde ihren Vorsteher Heilscher. Apostel Landgraf setzte nun den Gemeindeältesten Paul Teetzmann als Vorsteher ein.

Am 24. November 1946 konnten die Geschwister nach erfolgter Instandsetzung wieder die Gottesdienste in Schöneberg wahrnehmen. 1950 kam der Gemeindeälteste Teetzann im Alter von 68 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand. Noch im gleichen Jahr ging er in die Ewigkeit.
1947 besuchte Apostel Fendt aus USA als Abgesandter des Stammapostels auf Grund der Nachkriegsverhältnisse als erster ausländischer Gast nach Beendigung des Krieges die Gemeinden in Berlin und hielt verschiedene Gottesdienste.
In Schöneberg fand ein Festgottesdienst für unsere Kinder statt.
Am 17. Dezember 1950 empfing der Gemeindeevangelist Kurt Hoffmann das Hirtenamt. Schöneberg hatte wieder einen Vorsteher.
Auch unter der Leitung des neuen Hirten nahm das rege Geistesleben in der Gemeinde seinen Fortgang. Schöneberg entwickelte sich zu einem Mittelpunkt kirchlichen Lebens für den ganzen Berliner Bezirk. Viele Aposteldienste durften hier erlebt werden. Oft fand sich auch die Jugend des ganzen Bezirkes dort zusammen.
Durch das Jugend- und Schulchorsingen sowie die Dirigentenversammlungen wurde diese Segensstätte zu einem Begriff. Der Dirigent des Schöneberger Chores, Walter Mienert, war gleichzeitig Schulchordirigent und Nachfolger des Bruders Max Hölting.
Hirte Hoffmann kam am 17.12.1960 - auf den Tag nach zehn Jahren als Hirte und Vorsteher - in den Ruhestand.

Nachfolger wurde der Evangelist Fritz Reichwehr, der am 29.10.1961 das Hirtenamt empfing. Nach Vollendung seines 65. Lebensjahres setzte ihn Apostel Steinweg am 16.08.1970 in den Ruhestand.
Am gleichen Tage übertrug er dem Evangelisten Ernst Giencke die Leitung der Gemeinde.