News-Archiv Gemeinde

Harz und herzlich

Harz und herzlich

Harz und herzlich

Dass die zweite Motorradtour unserer Gemeinde in den Harz gehen würde, stand bereits im letzten Jahr fest. Die Gemeinde Seesen – unsere Schuhkartongemeinde – lud die Gemeinde Schöneberg im letzten Jahr recht kurzfristig zu ihrem Tag der offenen Tour ein.

Nach dem Gottesdienst und der durch unseren Vorsteher ausgesprochenen Einladung der Gemeinde Seesen sprachen mich zwei Schwestern an. „Wir haben da eine Idee“, sagten sie. Ich antwortete, dass ich bereits am kommenden Samstag verabredet sei und sie mich nicht in Versuchung führen sollen. Denn mir war klar, was das für eine Idee war. Samstag früh los, in Seesen „Guten Tag“ sagen, ein wenig plaudern, ein paar Bratwürste mit Salat essen und dann wieder zurück. Nun, ich ließ mich dann doch verführen. Man kann sich ja mal mit so einer spontanen Idee beschäftigen und die bestehende Verabredung könnte man sicherlich neu arrangieren, dachte ich später. Außerdem brauchen Männer Heraus­forderungen. Ich mache es kurz. Wenn man die Autobahn bis hinter Magdeburg fährt, um dann über die schöne Landstraße mitten durch den Harz nach Seesen zu fahren, muss man mit gut vier Stunden reine Fahrtzeit rechnen. Und das dann nach dem Aufenthalt in Seesen wieder zurück. Das wäre schon ein heftiger Ritt geworden. Die Idee wurde verworfen, aber ich gab das Versprechen ab, das wir im nächsten Jahr den Motorradausflug in den Harz machen und am Sonntag die Gemeinde Seesen besuchen würden.

Am Donnerstag, den 20. Juni dieses Jahres war es dann soweit. Obwohl es über viele Tage zuvor im Wetterbericht unverändert hieß, dass es an allen vier Tagen Regen und Gewitter geben würde, gab der Wetterbericht nur wenige Tage vor Tourbeginn Entwarnung. Da nicht alle von uns zwei Tage frei nehmen konnten, bildete ich die Vorhut und fuhr am Donnerstag über schöne und ruhige Landstraßen in Richtung Harz. Unterwegs gab es zunächst kurz ein paar Tropfen, aber die waren vernachlässigbar, so dass Straße und Kleidung trocken blieben. Kurz vor Magdeburg aber gab es dann für fünf bis zehn Minuten einen heftigen Regenguss. Und das war es dann aber auch schon. Bei schönstem Wetter erreichte ich den Harz und letztlich das Hotel in Osterode-Lerbach, wo ich einen Freund aus einer Berliner Nachbargemeinde traf, der mit dem Zug angereist war, sich vor Ort ein Motorrad geliehen und bereits die erste Runde gedreht hatte. Am Freitag fuhren wir dann zu zweit die erste Tour.
Der Harz ist ein Traum. Tolle Landschaft, tolle Straßen und viele Straßen mit wenig bis kaum Verkehr. Ideal für Motorradfahrer, Fahrrad­fahrer, Wanderer und Freunde der Schmalspur­dampflok­bahn. Am späten Nach­mittag erreichten zwei Pärchen aus unserer Gemeinde mit ihren Motorrädern wie geplant das Hotel, so dass wir gemeinsam essen und den ersten Abend ausklingen lassen konnten. Am Samstag ging es dann zu sechst auf Tour.
Das Wetter war perfekt. Und dass der Harz und seine kurvenreichen Straßen ein Traum sind habe ich ja bereits geschrieben. Auch der zweite Tag hat Spaß gemacht. Wir hatten bereits den größten Teil unserer Tour hinter uns als es von einer langgezogenen Linkskurve in eine Rechtskurve überging und ich Wrackteile auf der Straße liegen sah. Ich bremste runter und sah am Ausgang der Kurve auf der rechten Seite unserer Fahrspur ein Motorrad liegen. Hinter der Unfallstelle hielten wir an. Da nur wenige Fahrzeuge an der Unfallstelle standen, musste der Unfall kurz zuvor geschehen sein. Der Motorradfahrer war aber nicht zu sehen. Mit den anderen suchten wir ihn rechts und links von der Straße. Wahrscheinlich lag er irgendwo hinter der Leitplanke. Irgendwann rief jemand, dass er gefunden worden sei. Da der Notruf bereits abgesetzt war und sich einige um den Verunfallten kümmerten, setzen wir unsere Fahrt fort.

Was in den Köpfen der anderen vor sich ging, weiß ich nicht, aber ich fragte mich natürlich, was passiert sein mag. Hat er die Kurve falsch eingeschätzt? Lag etwas auf der Straße? Wurde er von einem anderen Verkehrs­teilnehmer bedrängt? Oder hat er sein Schicksal zu sehr herausgefordert und es einfach mit seiner Fahrweise übertrieben? Aber mit der letzten Frage war ich schon beim Gleichnis vom barmherzigen Samariter, wie ich plötzlich bemerkte, und bei denen, die mit weniger guten Gedanken über ihn an ihm vorbeizogen. Was und wie es passiert war, war in der Situation unerheblich. Ein Mensch brauchte Hilfe und wichtig war das er diese bekam – in dem Gleichnis wie bei dem eben erlebten Unfall. Wir alle erreichten am Abend wieder unbeschadet unser Hotel. Ich brachte noch den Freund aus der Berliner Nachbargemeinde zum Bahnhof und dann ließen wir den Tag bei gutem Essen ausklingen.

Am Sonntagmorgen ging es bei strahlendem Sonnenschein zum Gottesdienst nach Seesen. Der Gemeindefotograf rannte „aufgeregt“ hin und her als er uns kommen sah und fotografierte und fotografierte und … Man kam sich fast wie ein Filmstar vor als wir auf den Parkplatz fuhren. Wir wurden von den Seesenern herzlich willkommen geheißen und erlebten mit ihnen einen schönen Gottesdienst. Musikalisch wurde der Gottesdienst vom Seniorenchor gestaltet, der, ich glaube, das kann ich schreiben, uns alle beeindruckte. Natürlich hörte man den Stimmen an, dass sie keine 20 mehr waren. Aber es war ein wirklich schöner, einheitlicher und ausgewogener Klang. Das disziplinierte Singen zeugte davon, dass sie oft geprobt haben mussten.

Nach dem Gottesdienst waren wir noch zu Bratwürsten und Salaten eingeladen und es bot sich Gelegenheit viele schöne Gespräche zu führen.
Aber irgendwann mussten wir uns auf die Heimreise machen. Über Landstraßen ging es durch den Harz bis kurz vor Magdeburg und dann wieder zurück nach Berlin. An der Spinnerbrücke (Ausfahrt Spanische Allee der AVUS) machten wir noch eine kurze Rast, um etwas zu Essen und zu trinken und dabei das verlängerte Wochenende noch einmal Revue passieren zu lassen. Danach erreichten alle wieder gesund ihr Zuhause.

Dass das nicht selbstverständlich ist, zeigte das Erlebnis am Vortag. Dem Herrn sei Dank!


08.09.2019
B.A.
B.A.
503



Quelle: www.nak-schoeneberg.de/news-gemeinde/422



Übersicht: News-Archiv Gemeinde 2019