Blick übern Tellerrand

Noah das Live-Hörspiel


Ende April gab es eine Premiere im Bezirk Berlin-Südwest: Noah das Live-Hörspiel. Das von Jugendlichen geschriebene Stück wurde in der Gemeinde Zehlendorf aufgeführt und löste Begeisterung aus:

Laura Schulze (Mitwirkende):

Nun ist es geschafft. Die Arche ist angekommen, die Vorstellung gegeben, das Noah-Projekt furios zu Ende gegangen. Hinter uns liegen Monate voll Arbeit, Terminen, Frustration und Freude. Da ich erst seit Oktober wieder in Berlin bin, war der Zeitraum für mich deutlich kürzer als für die meisten anderen Teilnehmer. Der ursprüngliche Plan war ein Musical. So begeistert die Planer und Teilnehmer auch waren – wir waren einfach nicht genug Leute. Die Folge war Ratlosigkeit und Frust. Wir hatten ja schon Zeit, Geld und Nerven investiert und das Projekt aufzugeben war eigentlich keine Option mehr. Dann kam die rettende Idee: ein Hörspiel! Ich hatte schon mal ein Live-Hörspiel erlebt und empfand die Idee als die perfekte Lösung für uns. Durch diese Darbietungsform wurde der Chor größer und trotzdem konnten alle Sprechrollen besetzt werden. Das Skript wurde umgeschrieben, die zusätzlichen Lieder eingeübt und die bereits bekannten perfektioniert. Die Stimmung in den Proben war ausgesprochen gut und die Aufregung im Hinblick auf die Aufführung stieg von Probe zu Probe.

Dann kam der große Abend. Während wir uns in der Sakristei sammelten, füllte sich – von uns unbemerkt – die Kirche. Ein kurzer Blick durch das Seitenfenster der Kirche verriet: Wir spielen vor ausverkauftem Haus! Wow! Die Vorstellung verlief erfreulich unaufgeregt: keine groben Fehler, keine Katastrophen, die Töne stimmten und die Einsätze auch. Wir schlichen auf unsere Plätze, um keine „stückfremden“ Geräusche zu verursachen. Irgendwie fühlt es sich so an, als wären wir auf unserer eigenen kleinen Arche unterwegs gewesen mit unserem Projekt. Plötzlich ist diese Geschichte aus der Bibel auch unsere eigene. Wir leiden mit Noah und seiner Familie, fühlen das Stimmungstief mit, die Verzweiflung und die große Hoffnung und Freude als die Taube endlich wiederkommt und das Ende der Reise bezeugt. Entsprechend befreiend fühlen sich die Schlusslieder Baba Yetu („Unser Vater“ auf swahili) und Praise His Holy Name (engl.: Lobe Seinen heiligen Namen) an. Dann bricht der tosende Applaus mit Standing Ovations los. Die Zugabe, noch einmal Baba Yetu, singen wir völlig gelöst. Nach zwei Stunden, die sich viel kürzer angefühlt haben, schweben wir auf einer Euphorie-Wolke nach Hause.

Tim Liepelt (Zuhörer):

Was mit Motivation, Kreativität und Mut erreicht werden kann, ist grandios. Noah das Live-Hörspiel hat es geschafft, viele Emotionen zu vereinen: Freude, Trauer, Ungewissheit.
Den Rahmen bilden ein Professor und sein Lehrling, die in der Zukunft die dort bereits vergessene Bibel wiederentdecken. Der Lehrling liest von der Reise der Arche Noah und gibt sie in seinen eigenen Worten wieder. Und das ist bereits das Schöne an diesem Hörspiel: Es ist viel Platz für Interpretation und Fantasie – Platz sich in Jugendsprache auszudrücken. Wann hört man schon jemanden laut in der Kirche fluchen? Es wurde nichts verherrlicht, es wirkte ehrlich und direkt. Und das Publikum, eine bunte Mischung aus Jung und Alt, nahm dies positiv an.

Es wurden zudem viele Probleme und Problemchen des Kirchenalltags angesprochen. Es reichte von Kleinigkeiten, wie dem Öffnen und Schließen von Fenstern, bis hin zu dem Verbleib der Glaubensgemeinschaft. Man wird selten mit der Idee konfrontiert, dass die Bibel irgendwann einmal komplett in Vergessenheit geraten könnte, was mit dem Schließen weiterer Gemeinden ein wichtiges Thema der heutigen Kirche darstellt.

Die musikalischen Einlagen haben diese Themen und Emotionen sehr gut untermalt. Es wurden Lieder in Deutsch, Englisch und sogar in Suaheli gesungen, teilweise auch selbst komponiert. Sogar die Hintergrundgeräusche wurden live erzeugt. Als der große Sturm über der Arche wütete und die Akteure anfingen sich auf die Schenkel zu klatschen und auf den Boden zu stampfen, musste man nur die Augen schließen und schon war man selbst in diesem Sturm.

Das gesamte Hörspiel wirkt wie ein Meilenstein. So etwas gab es in der Neuapostolischen Kirche noch nicht und wird es hoffentlich wieder geben. Hochachtung und einen großen Dank an alle Beteiligten dieses Projektes.

Karin Müller (Zuhörerin):

Eine wunderbare Zeitreise zu Noah, seiner Arche und seinem Gottvertrauen habe ich bei diesem, so liebevoll zusammengestellten, Live-Hörspiel erleben und genießen können. Das Noah-Erleben war hautnah zu spüren und ein wohliges Gänsehautfeeling durchzog diese Zwei Stunden-Reise in die Vergangenheit. Ich habe es genossen, die Dialoge zu hören. Sie waren so frisch geschrieben, mit vielen aktuellen Problemthemen durchzogen und mit viel Humor und Witz gewürzt. Die selbst gemachten Geräusche haben die Arche Atmosphäre wunderschön eingerahmt. Die Türen gingen auf und zu, das Geschirr klapperte und das erzeugte Regengeräusch, durch Hände reiben, schnipsen, Schenkel klopfen und stampfen, war sehr eindrucksvoll. Ich war beeindruckt, wie realistisch es geregnet hat. Die Liedervorträge haben mich sehr berührt. Alle Lieder waren wunderschön und voller Gefühl und Freude wurde jedes Lied mit seiner eigenen Geschichte oder mit seinen eigenen Gedanken vorgetragen. Die kleine Band hat die Lieder mit einem zauberhaft schönen Rahmen abgerundet, es war ein Genuss zuzuhören. Das Abschlusslied, ein gesungenes Gebet, hat mir ein besonders schönes Ende dieser Reise in die Vergangenheit übermittelt. Ich werde noch lange an diese wunderschöne Zeitreise denken, vielen Dank dafür.


02.07.2016
L.S.
L.S.
2.729



Bildergalerie:


Übersicht: Blick übern Tellerrand